ICE-Unglück in Eschede Zeitungs-Berichte |
gezogenen ICE-Züge wieder im Einsatz; für die ganze Aktion, die pro Zug rund 12 Stunden beansprucht, wird mit einer Dauer von rund 14 Tagen gerechnet. Eine Sonderkommission soll ausserdem das Sicherheitssystem der Bahn untersuchen. Die Ergebnisse sollen in die Weiterentwicklung des deutschen ICE-Systems einfliessen. Schliesslich hat die Bahn AG am Montag für die Regelung der Rechtsansprüche und der Nachbetreuung der Hinterbliebenen eine Art Ombudsmann eingesetzt. Die vom Bund und von den Ländern Niedersachsen sowie Bayern bereitgestellte Millionenhilfe wurde bis jetzt allerdings erst sehr zögernd in Anspruch genommen. ICE-Aufpreis: Bahn erstattet 20000 Mark Nach dem ICE-Unglück in Eschede und den massiven Behinderungen im Schienenverkehr zeigt sich die Bahn AG kulant: Allein am Stuttgarter Hauptbahnhof sind am Wochenende bei der Erstattung der ICE-Aufpreise insgesamt 20000 Mark an Fahrgäste zurückgezahlt worden - dreimal mehr als sonst. Auch bei der telefonischen Fahrplanauskunft herrscht rekordverdächtiger Hochbetrieb: Bis zu 5000 Anfragen pro Tag bedeuten eine Verdoppelung. Nach der zweiten Sonderinspektion von 59 ICE-Zügen fielen in Stuttgart sechs Fahrten aus - halb so viele wie am Wochenende. Offenbar gab es nur selten Reisende, die aufs Flugzeug umstiegen. Nach Expertenmeinung soll die Deutsche Bahn schon länger von einer Sicherheitslücke bei der Kontrolle der Radreifen des Hochgeschwindigkeitszuges gewußt haben. Bereits im Mai 1996 sei die Entwicklung eines neuen Prüfsystems eingeleitet worden, weil sich das alte Verfahren nur bei Rädern mit geringer Laufleistung als geeignet erwiesen habe. Bahn lehnte elektronische Überwachung der Radreifen ab Nach dem ICE-Unglück von Eschede gibt es zunehmend Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen der Bahn. Ein Bahnmitarbeiter hatte bereits vor drei Jahren einen Vorschlag für eine elektronische Überwachung der Radreifen entwickelt. Das System wurde nach seinen Angaben jedoch abgelehnt. Inzwischen sind die Reparaturarbeiten an den Gleisen weitgehend abgeschlossen. Am Nachmittag sollen wieder die ersten Züge an der Unglücksstelle rollen. Bisher haben Spezialisten 79 der 98 Toten identifiziert. Noch nicht alle ICE-Todesopfer identifiziert Die Zahl der Toten des Zugunglücks von Eschede wird möglicherweise auf über 100 steigen. Bis heute mittag seien 98 Tote identifiziert worden, sagte ein Sprecher der Sonderkommission "Eschede" bei der Polizei in Celle. Die Identifizierung von zwei weiteren Toten stand nach seinen Angaben unmittelbar bevor. Für eine endgültige Bilanz gebe es immer noch eine gewisse Unsicherheit "mit einer leichten Tendenz nach oben" bei der Zahl der Toten. Insofern könne die Zahl der Todesopfer doch über 100 steigen. Bislang hatte die Polizei die Zahl der Toten mit 95 angegeben. Über 50 Menschen waren bei der Katastrophe am 3. Juni zum Teil schwer verletzt worden. Die Änderung der Totenzahl gehe allein auf die Identifizierung weiterer Leichenteile und nicht auf das Ableben von Verletzten zurück, sagte ein Polizeisprecher. Die Identifizierung aller am Unglücksort gefundenen Leichenteile werde noch einige Zeit andauern. Wann die Arbeiten abgeschlossen werden können, sei noch nicht absehbar. ICE entging im März nur knapp einer Katastrophe Neuerlich Zug nach Problemen gestoppt Die Serie der Zwischenfälle mit den Hochgeschwindigkeitszügen der Deutschen Bahn reißt nicht ab. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet, daß bereits Mitte März ein ICE auf der Stecke Hannover-Braunschweig nach einem Anschlag fast entgleist wäre. Unbekannte hatten mehrere Betonplatten auf die Schienen gelegt, eine Weiche mit Holzkeilen und Blechen blockiert, ein Erdungskabel beschädigt und mehrere Schrauben gelockert. Der Zug war damals ins Schwanken geraten, aber nicht aus den Gleisen geworfen worden. Am Mittwoch mußte zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ein ICE vorsichtshalber aus dem Verkehr gezogen werden, nachdem der Lokführer "verdächtige Geräusche" bemerkt hatte. Die 250 Insassen des Zuges mußten mit einem anderen Zug ihre Reise von München nach Hamburg fortsetzen. Bei einer Untersuchung wurden allerdings keine Mängel festgestellt. Die Opferbilanz der Katastrophe von Eschede ist unterdessen weiter angestiegen. Wie die Polizei bekanntgab, sei ein weiterer Vermißten - zu einem Todesfall geworden. Damit steigt die Zahl der Opfer des Unglücks auf 100 an. Acht Tage nach dem Unglück liegen noch rund 80 Verletzte in Krankenhäusern. In akuter Lebensgefahr schwebt aber niemand mehr. Auch in Tschechien und Japan kam es am Donnerstag zu Zwischenfällen mit Zügen. In der Nähe des südtschechischen Orts Strakonice kam ein 59jähriger Mann ums Leben, nachdem ein Nahverkehrszug bei einem unbeschränkten Bahn-übergang mit einem LKW kollidierte. 14 Menschen wurden bei dem Unglück verletzt. In Südjapan prallte ein Zug auf einen stehenden auf, mindestens 38 Menschen wurden dabei verletzt, einige von ihnen schwer. Erneut ICE wegen ungewöhnlicher Fahrgeräusche gestoppt Auf der Strecke zwischen München und Hamburg ist gestern erneut ein ICE gestoppt worden. Der Zugführer unterbrach die Fahrt gegen Mittag bei Celle wegen ungewöhnlicher Geräusche, wie ein Sprecher der |